HO-Schnitte -> Heute nur Männer im Büro

ho_schnitte
Einige Ostdeutsche werden sie vielleicht noch kennen: Die HO-Schnitte. Ich persönlich habe sie erst Mitte der 90iger kennengelernt. Seinerzeit saunierten wir im Freundeskreis des öfteren im nahe gelegenen Kurzentrum und was hat man nach ausgiebigen Saunagängen? Richtig, einen Bärenhunger.
Wir haben dann immer schon direkt aus der Sauna bei „Daggi“ angerufen, die dann in ihrer kleinen Kneipe zu essen und zu trinken vorbereitet hat. „Daggi, mach mal 8 HO-Schnitten und 8 große Wernesgrüner fertig, in einer halben Stunde sind wir da. Die HO-Schnitten bitte mit 2 Eiern und Gurkensalat!“. Gurkensalat war eine Option für gute Kunden und man bekam diesen dann statt des standardmäßig gelieferten „Lotte-Ulbricht-Salates“ (Rotkohl-Weißkohl-Möhren-Rohkost).
Zurück zum Thema. HO-Schnitte besteht aus einer (frischen!) Mischbrotscheibe, einem Schnitzel drauf, selbiges verfeinert mit „Jägersoße“ und darüber ein Spiegelei. Dazu natürlich Gurkensalat.
Was für das Mahl nach der Sauna taugt, ist auch gut wenn es im Büro heißt: „Man, hab ich heute Hunger, gibts mal wieder Fleisch?“ Man nehme also für 4 hungrige Mitesser:
- 10 Minutensteaks 5,95€ (wahlweise auch richtige Schnitzel)
- 10 Eier 2,20€ (keine Käfighaltung!)
- ½ Mischbrot 1,10€ (kann man schon schneiden lassen)
- Jägersoße (Knorr) 0,95€
- Mehl
- Semmelbrösel
- Salz, Pfeffer, Fett zum braten
Die Minutensteaks zu durchsichtig dünnen und großen Schnitzelersatz-Schnitzeln klopfen. Da ein Fleischklopfer hier nicht zur Verfügung steht, tut es auch der Boden eines gut abgewaschenen Pesto-Glases. Danach das Fleisch gut salzen und pfeffern, in Mehl wälzen. Dann zwei Eier auf einem Kuchenteller mit Hilfe einer Gabel „verkleppern“ und auf einem weiteren Teller die Semmelbrösel ausschütten. Anschließend die Schnitzel erst durchs Ei und dann durch die Brösel ziehen und wegen der Sauerei-Vermeidung danach direkt in die (heiße, fettige) Pfanne damit.
Während die Schnitzel braten, fertigen wir den Gurkensalat. Man nehme:
- 1 grüne Gurke 0,39€
- 2 Becher Saure Sahne 0,58€
- Schuß Olivenöl
- Schuß Essig
- 1 Teelöffel Zucker
- Salz
- Pfeffer
Die Gurke in (sehr) dünne Scheiben schneiden, in eine passende Schüssel geben. Alle weiteren Zutaten aus der Liste dazugeben, gut durchrühren und mit Salz und ordentlich Pfeffer abschmecken.
Die Schnitzel aus der Pfanne nehmen, den Bratensaft mit 250ml Wasser ablöschen und in einen kleinen Topf umschütten. Die Jägersoße (1 Päckchen daraus) einrühren und aufkochen. In der wieder freien Pfanne die Eier braten. Teller vorbereiten und zum Anrichten wie folgt stapeln: Brotscheibe, Schnitzel, Jägersoße, Spiegelei. Gurkensalat gibt’s extra, klar…
Kosten ohne Bestandszutaten (Salz, Pfeffer usw.) pro Nase (4) wären dann 2,79€.
Ja, denn mal Mahlzeit!
Hervorragender Beitrag! Geschichte und Kultur verknüpft mit einer respektabelen Mahlzeit.
Wie ich finde, ist auch die Logistik in der Büroküche gut umrissen.
Vielen Dank
Im Artikel habe ich allerdings nicht erwähnt, dass wegen zuvor versehentlich weggeworfener altbackener Brötchen (wir fertigen Semmelbrösel natürlich selbst) nicht genug Panadegrundlage vorhanden war, so dass Herrn Meines Frühstücks-Haferflocken (brrr) ergänzend zu Bröselresten verwendet wurden. Auch nicht unlecker, jedoch nicht historisch korrekt und möglicherweise im Vollwertverdacht, daher nicht erwähnt.